Zurück in Porto Cristo
Marcel, 12. 09. 2013

Nach 748 Seemeilen wurden wir am frühen Morgen von Peter, dem Mechaniker, in den Hafen von Porto Cristo geschleppt. Drei Nächte verbrachten wir auf See, mit Winden von vorne oder der Welle von der Seite, mit unangenehmen Rollen durch die hohe Dünung des Mistrals, der sich im Norden austobte. Bis zu neun Beaufort hatte der französische Wettbericht zwischen dem Golf von Lyon und Cap Corse im Norden von Korsika angekündigt. Bis zur Straße von Bonifacio hat es uns nach Süden getrieben, bevor wir am zweiten Abend auf See den Bug gegen die untergehende Sonne richten konnten.
Kurz nach dem Wachwechsel raste dann plötzlich die Angelleine mit dem nachgeschleppten Gummitintenfisch von der im Abendlich goldglänzenden, an der Reling fest installierten Rolle, die Bremse war auf halbe Kraft eingestellt, die Knagge ratterte, ich versuchte durch Dosierung der Bremswirkung zu verhindern dass die zum bersten gespannte Leine abriss, als der Zug ein wenig nachließ, begann ich zu kurbeln und zu kurbeln, dann setzte der Fisch einen erneuten Fluchtversuch an, wieder löste ich die Bremse etwas, dann hieß es wieder kurbeln und kurbeln, ich vergaß völlig, dass die Rolle zwei Gänge hatte, dann sah ich etwas silbrig weiß glänzendes im Wasser hin und her rasen, der Fisch kam mit jeder Leinenwindung näher, Joanna rief, ob ich die Keule und das Messer griffbereit hätte, und den Käscher, dann tauchte der Kopf des Fisches aus dem Wasser und der Körper zog über die Wasseroberfläche, ein Prachtexemplar von einem Bonito hatten wir an der Angel, der im Wasser in allen Meeresfarben leuchtete, die Augen riesig, das Maul weit offen, der Käscher war viel zu klein, so dass ich das Gaff holen musste, um den Fisch anzulanden, die Keule war schnell zur Hand, die Prozedur ging fast so gut wie am Forellenteich, wo ich ein einziges Mal geübt habe, der Todesstoß von oben in den Kopf, dann das Ausbluten und Filetieren, als barbarischen Akt stufte das Joanna ein und verschwand vorher unter Deck, frischeres Sushi war nicht möglich, die Filets verschwanden in der Kühlung, das Deck sah wieder aus wie vorher, nachdem das letzte rote Rinnsal von Deck gespült war, es roch noch einen Tag etwas nach Fischkutter.
Am Morgen des vierten Tages tauchte endlich unser Heimathafen im diesigen Dämmerlicht auf, gegen den wir mit etwas Restwind zuschaukelten, der Mistral hatte sich gelegt oder sein Arm reichte nicht bis hierher, nur die unangenehme Dünung, und der Motor war keine Alternative, denn der ist unterwegs ausgegangen, als ob man in Ruhe den Schlüssel umdrehen würde, ohne Rucken, ohne Stottern, doch hier in Porto Cristo erwartete man uns in einem PS starken Gummiboot, und das Manöver war dann weniger problematisch, als wir gedacht hatten, wir lagen endlich fest und ruhig auf unserem angestammten Liegeplatz.
In den Tagen darauf gab es Bonito: mit mediterranen Kräutern gegrillt, mit Chili, Ingwer und Sojasauce, als Curry und sauer eingelegten Bonito mit Lorbeer und grünem Pfeffer haben wir für den nächsten Törn, die Stegnachbarn sind auch noch satt geworden.

20130912-182046.jpg

20130912-213629.jpg

20130912-213647.jpg

20130913-120216.jpg

20130916-142550.jpg