Talayot-Siedlung bei Cap Blanc
Marcel, 04. 06. 2013

Es ist eine der größten und relativ gut erhaltene Talaiot- oder Talayot-Siedlung auf Mallorca. Die Talayot-Kultur ist eine prähistorische Megalithkultur der Bronze- und Eisenzeit und hat sich ca. 1300 v. Chr. auf Mallorca und Menorca entwickelt – die ältesten Bauten und die längere Bautätigkeit ist auf Menorca zu verzeichnen, nämlich bis ins 2. n. Chr. Lange Zeit nahm man an, dass die Kultur mit den ersten Siedlern aus dem östlichen Mittelmeer kam. Dies scheint aber nicht mehr konsensfähig zu sein, vielmehr ist man der Ansicht, dass es sich hierbei um eine autonome Entwicklung handelt, die im westlichen Mittelmeer statt fand: Mallorca, Menorca, Korsika und Sardinien. Dort findet man überall ähnliche Anlagen, deren Charakteristik die Wohn- bzw. Wachtürme inmitten einer Siedlung sind. Talaiot/Talayot bedeutet „Beobachtungs- und Wachturm“, das seinen Ursprung im arabischen atalaji für „Wache“ hat.

Eine gute Zusammenfassung zur Talayotkultur auf Wiki: Talayot

Wir besichtigten das S’Hospitalet Vell auch Capocorp Vell genannt. Es war schon später Nachmittag an einem heißen Tag als wir vor dem Kassenhäuschen, das gleichzeitig auch der Ausschank und das Infobüro der Anlage ist, standen. Die Dame hatte offenbar Kopfschmerzen (Aspirin neben dem Wasserglas) und eindeutig schlechte Laune. Wir waren die einzigen Besucher dieser recht großen, von Agrarland umgebenen Anlage, die früher sicherlich um einiges größer war; eine Siedlung mit beinahe städtischem Charakter. Man kann sich unschwer vorstellen, dass es hier ursprünglich viel mehr an intakten Gebäuden zu sehen war, die aber nach und nach unter der Hand der Bauern und anderer “Interessenten” verschwanden.

Die ersten Ausgrabungen fanden hier schon 1919 statt. Reste eines Rundturms aber auch die eines viereckigen Turms, was sehr ungewöhnlich ist, sowie auch überdachte Verbindungswege – eher “Tunnels” – zwischen den Häusern machen die Anlage interessant. Auch die Größe der ursprünglichen Häuser muss beachtlich gewesen sein. Früher umgab die Siedlung natürlich eine Mauer, von der heut kaum etwas übrig ist. Man betrachte um so genauer die benachbarte Häuser und nicht zuletzt die Kathedrale von Palma, wo viele Talayots ihr Ende fanden. 

Zum Nachlesen: Capocorp Vell und S’Hospitalet

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Weiter ging es zu dem Leuchtturm Cap Blanc, im ehemaligen Militärsperrgebiet. Das Militär ist wohl abgezogen und hat wunderbar naturbelassene Areale zurückgelassen. Ich finde immer wieder, dass man dem Militär dafür dankbar sein soll. Wenigstens etwas Gutes hat die Sache dann doch und manchmal ist es von unschätzbaren Wert. Man kann nur hoffen, dass das Gebiet nicht so schnell an Investoren verkauft wird (größte Hoffnung: das Militär behält es). Durchgeschnittene Zäune machen die “Begehung” der Anlage einfacher. Alte Mallorquiner und junge Touristen promenieren die ehemalig gesperrten Pisten entlang. Das hat etwas ungemein… befreiendes … und etwas surreales auch.

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