Wieder unterwegs! Aber erst einmal fluchen!
Joanna, 02. 09. 2011

Endlich – nach zwei Monaten Pause – sind wir wieder unterwegs. Dieses Mal verlassen wir Split und fahren auf die ‘große Fahrt’ Richtung Pula. Auf unserer Route steht als erstes ein Zwischenstop in der Marina Kremik in der Nähe von Primosten an. Hier wollen wir die Eintrittskarten für das Nationalschutzgebiet Kornati erwerben. Unterwegs hoffen wir, unseren Seglerfreund Herbert und sein Kat Symphonie zu treffen, mit dem wir eigentlich schon gestern verabredet waren. Leider ist uns eine sehr unangenehme Überraschung dazwischen gekommen, als wir Chulugi nach unserer längeren Abwesenheit betraten. Daher mußten wir einen ganzen Tag fürs Reparieren und Putzen der Jacht einlegen…

Zwar war uns klar, daß die Arbeiten am Boot nicht so vorangegangen sind, wie wir es eigentlich mit unserem ‘Bootshandwerker’, Bela, vereinbart haben, aber das Ausmaß der Beschädigungen und des Drecks überstieg unsere Vorstellung, die sich hinter einem Satz wie “Ich bin noch nicht ganz fertiggeworden. Tut mir sehr leid, aber…” nciht erahnen ließ. Nach zwei Monaten Zeit für eine, zugegebener Maßen lange, To-Do-Liste fanden wir ein mit schwarzer Fugenmaße verdrecktes Deck, die Spreehood und das Wildleder vom Steuerrad war vollkommen damit überseht, so daß wir erst einmal versucht haben, es zu entfernen. Vergeblich, muß man sagen. Da hilft nur ein Verdünner und dieser ist für den Antislipbelag zu aggressiv. Das heißt, daß auch dieser neu gemacht werden muß! Die fehlerhaft verlegte Fugenmaße im Teakdeck sieht schlimmer aus als unsere alte und muß wahrscheinlich komplett neu gemacht werden! Viel Geld wurde bereits für die Materialien dafür ausgegeben… Bei den Arbeiten am Teakdeck wurde offenbar nichts abgedeckt! Die Spreehood ist jedenfalls hin – der Verdünner schafft zwar die schwarze Fugenmasse, die darauf gespritzt wurde, aufzulösen, das allerdings dann auch so gründlich, daß das Material mit aufgelöst wird. Darüber hinaus war der Anlasser für die Ankerwinch abgebaut und mit Lackfarbe so bekleckert, daß Marcel schnell einen neuen Anlasser kaufen und selbst einbauen mußte, was Stunden gedauert hat. Wir hätten – wären die anderen Dinge nicht da gewesen – sowieso nicht losfahren können. Daß die Hutze von der Belüftung gleicherweise samt Schrauben einfach so auf dem Deck lag, gehört nur zu den Winzigkeiten unter den ernsthaft großen Schäden am Schiff.

Das nagelneue Dingi, das Marcel vor kurzem gekauft hat, muß wochenlang im Wasser gedümpelt haben, dann am Bug haben sich viele hartnäckige Muscheln abgesetzt, die kaum zu entfernen sind. Zudem ist an einer größeren Stelle der Boden bis auf das nackte Grundmaterial abgeschabt. Ganz zu schweigen von der Verdreckungen innen und außen. Was damit gemacht worden ist und von wem… Die Bordwände der Chulugi waren so verdreckt, daß man den Schriftzug kaum lesen konnte. Wir konnten es noch nicht ganz säubern. Ich dachte zunächst, daß da ein anderes Schiff entlang der Außenwand geschrabt wäre und uns den Schriftzug abgekratzt hätte! Gott sei Dank dann doch ‘nur’ Dreck, aber was für einer! Tatsächlich aber war der Namenszug des Heimathafens am Heck zerkratzt, der letzte Buchstabe ist zu erneuern. Die Badeleiter muß gleichermaßen seit Wochen im Wasser gelegen haben, denn sie war nicht nur stumpf (kaum mehr zu beheben), sondern auch mit Algen und Muscheln bewachsen!

Als wir die Schabs zum Unterdeck aufschließen wollten, ist uns aufgefallen, daß der Ersatzschlüssel für Bela offen und für jedermann griffbereit neben dem Schab lag! Ein Wunder – da hat wohl unserer Bordheiliger Nikolaus geholfen –, daß keiner sich an der Schiffsausrüstung bedient hat!

Und Unterdeck ging es dann weiter: Alles war mit dicker Staubschicht bedeckt, denn offenbar hat man auch sich kaum die Mühe gemacht, irgendetwas abzudecken… Eine Körperkreme (unsere) lag dreckig und klebrig achtlos hingeworfen auf der Ablage der Pantry (was aber nur ein kleines i-Tüpfelchen war). Überall waren (sind!) weiße Farbflecken von der Farbe, die Bela unter den Bodenbrettern anbringen sollte. Die Farbe ist wirklich überall: an den Türen, sogar an denen der Küchenschränke, in der Koje, im Bad, auf der Leiter, am Kartentisch etc. Man hat versucht, diese Flecken mit Verdünner zu entfernen – mit dem Ergebnis, daß der Lack ab ist! Wir haben also überall Unterdeck matte Stellen im Holzlack! Ein Bodenbrett ist vollkommen zerkratzt und auf diese Weise vom Verdünner ‘entlackt’… Der vom Voreigner neu gemachte blütenweiße und aus einem Stück gegossene Arbeitsfläche der Pantry hat eine kreisrunde, im Durchmesser 10 cm große Ätzstelle! Es ist wirklich unglaublich aber leider alles wahr! Man hat, so vermuten wir, irgendeine Lack- oder Verdünnerdose darauf abgestellt, ohne auch nur irgendeine Unterlage darunter zu legen! Andere Stellen in der Arbeitsfläche sind einfach ‘nur’ aufgeplatzt und kleiner oder größer und dafür schwarz gerandet. All das geht nicht mehr raus… Zum Heulen. Die Spüle ist innen von einer Dose, die auch lange im Nassen stand, verrostet. Man hat versucht, den Schaden durchs Wegkratzen zu ‘beheben’, mit dem Ergebnis, daß neben dem Rost (der geblieben ist) auch noch tiefe Kratzspuren da sind. Der Salontisch hat große helle Flecken, die gleicherweise matt sind, so daß wir auch hier ein Abstellen von Farbdosen oder ähnlichem vermuten. All das ist nicht mehr zu beheben! Außer wir lassen alles neu machen… was zu kostspielig ist.

Wenn auch nicht die Krönung – denn all die Lack- und Pantryschäden aber vor allem die an Deck sind schlimmer –, so dach eine sehr unschöne Sache mußte ich im Bad ‘entdecken’: Ganz abgesehen davon, daß die große weiße Oberfläche von einem schmierigen Film ausgelaufener (?) Badeflüssigkeit klebrig bedeckt war, bemerkte ich einen sehr unangenehmen Geruch, der das übliche Maß an lange Zeit unbenutzter Toilette erheblich überstieg. Erst als ich die auf der Oberfläche aufgestellten Waschutensilien abräumte, sah (und roch) ich den Grund dafür: In einer Ecke stand noch einige gute Millimeter hoch gelber Urin, daneben unserer Waschlappen und darauf unsere Zahnbürsten. Alles mit Urin vollgesogen! Einfach ekelhaft und unglaublich! Ich rätsele bis heute, was da alles Unterdeck passiert ist! Vielleicht war das auch der Sohn von Bela, der ihm angeblich die Arbeiten zum Schluß abgenommen hat – vielleicht aber auch jemand anderes…  Mittlerweile kann ich mir alles mögliche vorstellen.

So oder so, es ist einfach unmöglich, mit fremden Dingen auf diese Art und Weise umzugehen. Zumal man für die getane Arbeit auch noch Geld erwartet. Man übernimmt Verantwortung und hat für das auf diese Weise ‘übernommene’ Schiff Sorge zu tragen. Wäre Bela mit der Arbeit überfordert – er hätte es uns sagen können. Und es wäre auf jeden Fall für unseres Portemonnaie und die Nerven besser, er hätte die Arbeit erst gar nicht begonnen!

Gestern waren wir nicht nur sprachlos und verzweifelt … auch wenn einem schon ein wenig zum Heulen zumute war. Die Fotos können das eigentlich nicht mal annähernd dokumentieren.

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Das Deck

P9010092P9010119P9010127 Außen und Badeleiter

P9020146P9020155P9020159 Teakverfugung

P9010095P9010123P9010121P9010120 Dingi mit Dreck und Seepocken

P9010099P9010098P9020142 Spreehood

P9010100P9010112 Fugen und Werkzeuge

P9010085P9010129P9010132P9010140 Unterdeck Tisch und Leisten

P9010137P9010136P9010135 Bodenbretter

P9010084P9010086P9010110P9010087 P9010104 Pantryablage und Badablage

P9010124P9010125P9010128 Dies und Das von den vielen Dingen, die wir irgendwann nicht mehr die Kraft hatten, zu fotographieren, und wie man mit fremden Eigentum umgeht…

So, jetzt aber Schluß mit diesem unschönen Bericht. Wir sind seit heute auf der kleinen ‘großen Fahrt’. Das Wetter ist herrlich (heiß), der Wind weht, aber wie immer von vorne, und wir fahren nach Kremik und dann, wenn wir es heute schaffen, auf die Insel Žirje (interessante Ruinen). Alles weitere später.

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