Um es gleich vorweg zu sagen: Wir haben den Sv. Jure in dem Biokovo-Nationalpark (oberhalb der Makarska Riviera) mit seinen knappen 1800 m – er ist der dritthöchste Berg Kroatiens – nicht geschafft. Und noch genauer: Wir haben es nicht einmal mit dem Auto zu unserem hochgelegenen Ausgangspunkt für die Wanderung geschafft!
Woran lag es? An der Bora und der sibirischen Kälte in diesem heulenden Wind. Aufgebrochen sind wir von der Makarska Riviera, als auch dort schon der Wind über das Wasser pfiff und Chulugi in der Marina in Split bereits die ganze Nacht an den Festmachern riß.
[Fotos geben solche bedrohlichen Natureindrücken, gerade die auf dem Wasser, nie, nicht mal annähernd realistisch wieder.]
Es waren 7, in Böen 8 Windstärken als wir uns nach oben mit dem Auto vorgearbeitet haben, um diese kleine Wanderung zu machen. Laut Wanderführer nur mäßig ansträngend, weil von einem schon hoch gelegenen Wanderparkplatz ausgehend. Was der Wanderführer jedoch vergaß zu erwähnen, war die Tatsache, daß der Weg bis zu diesem Ausgangspunkt alles andere als einfach war. Nun, wenigstens der Fahrer sollte mindestens schwindelfrei und nervenstark sein. Wir waren beide der Meinung, daß wir diese Autostrecke – bin mir fast sicher, daß dies ursprünglich ein Esels- und Karrenweg war – nicht im Sommer mit touristischen Gegenverkehr, genervten Kroaten und anderen Genossen, die es eilig haben, machen wollen.
Oben auf dem ersten Sattel angekommen, wurde die Straße immer schmaler und der vereiste Schnee immer näher. Irgendwann hatte Marcels Angst vor … schlimmen Glatteis, Sturmböen, ausgehungerten Bären u.ä., das heißt vor einem kaputten Motor und keinem Handyempfang, überhand genommen und wir parkten irgendwo an einem Wanderpicknickplatz. Von dort aus waren es (angeblich) nur 4 km bis zu unserem ursprünglichen Ausgangspunkt … auch diese paar Kilometer haben wir nicht bewältigen können … Es war ein Vorgeschmack auf Patagonien :-)
[All die sehr netten Hütten hatten geschlossen. Trotzdem hatte ich immer wieder gehofft, daß etwas auf hat.]
[Dieser Wegweiser hat unsere Aufmerksamkeit gefesselt: In 20 Min. zum Abflugsstandort der Paragleiter! Nichts wie hin.]
[Der Weg was sehr vereist, was das Gehen aber erleichterte, weil man auf der “Schneedecke” laufen konnte. Schon nach wenigen Metern pfiff die Bora so heftig von den Hängen herunter, daß ich nicht gegen ankam bzw. mit dem Wind fortgetragen worden wäre, hätte ich mich nicht beinahe auf dem Boden gelegt. Wir mußten also umkehren.]
[Der Kampf mit dem Wind, der mich gerade niederwerfen will.]
[Gedrückt in eine etwas windstillere Ecke auf einem kleinen Felsvorsprung oberhalb der Straße: unserer Picknick.]
[Und immer wieder sahen wir kleine oder größere Ruinen aus Naturstein. Sie hoben sich nur bei genauerem Hinsehen von der Landschaft ab. Höfe oder sogar kleine Weiler, die aufgegeben worden sind. Im Winter – ehemals sicherlich nicht nur im Winter – ist die Einsamkeit hier garantiert.]
[Wir entdeckten bei der Fahrt herunter einen als “Geologischer Pfad” ausgewiesenen Wanderweg, den wir sofort in Angriff genommen haben. Schließlich wollten wir auf jeden Fall uns in dieser Gegend etwas bewegen, allerdings hatten wir keine Wanderkarte… nur die Beschreibung der nicht zu schaffenden Sv. Jura-Besteigung…]
[Am Ziel angekommen, waren es ungefähr diese Formationen, die offenbar als etwas Besonderes betrachtet werden sollten. Diese Gegend war fraglos sehr interessant (und viel wärmer in der Sonne als da oben), auch wenn auf den ersten unkundigen Blick unscheinbar. Sie erinnerte mich sofort an die Winnetou-Filme, die, wenn ich mich nicht irre, zum Teil im Biokovo-Gebirge gedreht worden sind. Eingebettet zwischen den einzelnen Berghügeln und Karstlandschaft lagen diese Senken canyonartig eingesenkt und von kleinen Felsbrocken aus Kalkstein (?) eingefaßt. Überall wuchsen Zwergeichen (?) und man konnte überall deutliche Spuren von Pferden entdecken: nicht nur Pferdeäpfel, sondern auch aufgescharrte Erde und ausgebuddelte frische Blumenzwiebel. Wären da nicht die deutliche Extremente und hätten wir nicht einige Stunden vorher Pferde mit dicken Winterfell gesehen, hätte ich auf Wildschweine getippt. Aber wir haben wohl (ausgewilderte) Wildpferde gesehen! Danach erinnerte ich mich undeutlich, bereits davon gelesen zu haben. Zumindest gab es früher in diesen Bergen kleine Wildpferde.]
[Hier ein Blick in so einen baumbewachsenen Mini-Canyon. Man kann sich gut vorstellen, daß dort Pferde ihr Schlaflager aufschlagen, oder sich vor Wind und Wetter schützen. Und vor allem, daß dort Filmszenen gedreht wurden, bspw. wie man wilde Pferde zusammentreibt, oder auch Mitmenschen Fallen stellt. Tatsächlich fand ich in einem solchen Senke auch große, blankgeputzte Knochen. Einige der Canyons waren auch mit kleinen Mäuerchen erhöht, so daß sie wie Tiereinfriedungen aussahen.]
[Ein Suchbild: Finde das Haus.]
[Auf dieser Zwischenhöhe (zwischen ganz hoch und hoch) konnte man auf einem windgeschützten Hang sich in das trockene Gras fallen lassen und etwas sonnen. Hier der Blick auf die Landschaft aus der Liegeperspektive.] [Auf zu Sv. Jure. Dieses Kirchlein stand wohl (ich hoffe, daß es auch tatsächlich dieses ist) ursprünglich auf dem gleichnamigen Berg. Sie mußte aber dem häßlichen Funkmast weichen und wurde dann hierhin versetzt (immerhin). Das Kirchlein konnte ich nicht besichtigen, denn weiter als bis zum halben Wege mit schönem Blick darauf, war für mich nicht möglich. Dort blies der Wind wieder so stark, daß ich mich hinsetzen mußte, um nicht weggeweht zu werden.]
[Wieder zurück in Makarska. Die Straßen wirkten wie ausgestorben, der Wind heulte und fegte jede Gasse entlang. Das schön in der Abendsonne glitzernde Meer wurde von der Bora “glattgestrichen”.]