Am Kap Rodon – Byzantinische Kirche und Skanderberg Burg
Marcel, 25. 08. 2010

Wir ankern auf 7m Wassertiefe an der Nordseite des Kap Rodon.

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Die Erlebnisse während der Fahrt: Delfine in einiger Entfernung zum Schiff und Dynamitfischer (!) am Kap Rodon. Die Delfine bleiben leider auf Distanz. Am Peloponnes haben wir noch erlebt, dass die Tiere dicht neben dem Schiff her schwimmen und sich im Bugwasser vor dem Schiff her schieben lassen. Erschrocken sind wir über die hiesigen Fischereimethoden. Erst ruckt es im Schiff und einen Augenblick später hört man die Explosion und sieht die Fontaine in die Höhe steigen. (Schall wird im Wasser ca. vier mal schneller übertragen als in der Luft.) An einem kleinen Strandabschnitt mit ramponierter Betonmole landen wir an. Eine albanische Familie – oder einfach nur viele Männer, eine Frau und ein paar Schmuddelkinder (tiefbraun und halb im Sand verbuddelt) –, die vor einem Bunker kampiert, lädt uns in bestem Deutsch zu deutschem Bier und gegrilltem Lamm (aus den darüber ragenden Bergen stammend) ein. Mit dem Argument, wir hätten schon gegessen, lehnen wir dankend ab und besichtigen eine im Ursprung byzantinische Kirche, die mit deutschen Mitteln restauriert wurde. Auch dort ist man äußerst gastfreundlich. Der italienisch sprechende Hüter der Kirche erläutert uns ein paar Sätze zu ihrer Geschichte. Zur Zeit des Sozialismus hat man hier leider alle Wandmalereien entfernt  – bis auf eine: den roten Doppelkopfadler der Familie Skanderberg.

Auf dem Rückweg nochmals die Einladung zu Lamm (oder vielleicht doch Hammel?).

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Eine kühle Quelle vor der Kirche.

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So wie auf diesem Bild könnte die Küste aussehen… wenn man nicht genauer hingucken bzw. anlanden würden. Denn dann bietet sich dem Fußgänger ein anderes Bild, das wir bisher ‘in natura’ noch nie gesehen haben. Griechenland hatte schon einiges an Müll zu bieten, doch dieser war nicht an den Stränden, hier hingegen türmen sich die Müllberge entlang der gesamten Halbinsel. Daß hier noch mit Dynamit gefischt – oder nach Skanderbergs Schätzen gesucht – wird, macht die Sache nicht angenehmer. Um so überraschter ist man über das neugierig-freundliche Ansinnen der Albaner, wie Marcel schon oben berichtete.

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Leider ist ein Großteil der Küste der Halbinsel mit Plastikmüll übersät.

DSC_3309 DSC_3310 Man findet allerlei… auch Hundereste.

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Wir fahren mit dem Dingi einige hundert Meter weiter die Halbinsel hinauf nach Westen. Das Wasser ist äußerst flach, überall kann man praktisch im Wasser stehen. Neben uns wieder die ‘Fischer’ mit Dynamit – jetzt allerdings begleitet von einem Taucher, so daß wir die berechtigte Hoffnung haben, nicht mit Dynamit hochzufliegen. An Müllbergen angelandet, stehen wir vor den Resten einer Kleinfestung, die der Befreier und Nationalheld Albaniens, Gjergj Kastrioti, genannt Skanderberg, im 15. Jahrhundert als Nachschubbasis genutzt haben soll. Viel ist nicht mehr übrig. Auch in der Kirche findet sich der Doppelkopfadler, das Symbol Skanderbergs. Das Fresko soll als Vorlage für die Nationalflagge Albaniens gedient haben!

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Ein Albaner, der vor einigen Jahren in Deutschland lebte, erzählt uns, dass er auch zum ersten mal die Burg besichtigt. Über unseren Köpfen wacht ein in den Sandstein gehauener Engel. Der Sandstein ist leider so porös, dass er bei der leichtesten Berührung zerfällt. Ein Wunder, dass dieses Mauerwerk die Zeit bis jetzt überdauert hat. Der Albaner berichtet, daß das Gelände, auf dem die Burganlage steht, ursprünglich viel breiter war, aber das Wasser sich große Stücke Land geholt hat. So ist es eine Frage der Zeit, wann die Burgüberreste im Wasser versinken.