Der Lakonische Golf – Von Kythira nach Porto Kayio, Innere Mani
Marcel, 06. 06. 2010

Wir nähern uns der Mani über den Lakonischen Golf zwischen dem mittleren und dem östlichen Finger des Peloponnes. Der auslaufende Taigetos zeichnet sich dunkel vor dem Abendhimmel ab. Die Bergkette ist in Pastell gezeichnet, schwingt sich nach Norden in die Wolken und verschwimmt. Das Meer ist immer noch grau und glatt wie Blei. Wie in den letzten Tagen wummert der Motor. Gerne hätten wir diesen Anblick unter Segeln genossen, wenn nur das Rauschen von Wind und Wellen zu hören ist.

P6062339

Wir stehen am  Bug und beobachten das Farbenspiel von Bergen, Sonne, Wolken und Meer. Plötzlich tauchen mehrere Schwanzflossen aus dem Wasser. Wir vermuten Tunfische. Doch dann sehen wir die Rückenflossen. Eine Schule Delphine schwimmt uns vor den Bug. Die Meeressäuger schwimmen neben dem Schiff, tauchen aus dem Wasser und drehen den Kopf zu uns hinüber, so dass sie uns in die Augen sehen können. Sie tänzeln wenige Zentimeter neben dem Schiff und vor dem Rumpf umher und drehen in unserer Bugwelle ab.

DSC_1235

P6062333

Auf die Delfine und auf die Mani. Endlich erreichen wir diese karge Landzunge. Der letzte und südlichste Zipfel Festland-Europas. Dieses noch vor wenigen Jahrzehnten vom Rest-Europa unbekannte Ende der Welt ist aus Sicht der Manioten die “Innere Mani (Méssa Mani)”. Ein Ort des Rückzugs und der Isolation. Nie von fremden Herrschern, seien es Venezianer oder Türken vollständig erobert, war dieses Fleckchen Land immer sich selbst überlassen und gebar so einen eigenen Menschenschlag, eine Architektur, die an San Giminiano erinnert und eine Kultur in der noch vor kurzer Zeit Blutrache geübt wurde (wie auch in Kreta – siehe hierzu den Film Alexis Sorbas). Eine Landschaft die schon Patrick Leigh Fermor, Bruce Chatwin und Laurence Durrell verzaubert hat, und die sie nie wieder los ließ. Bruce Chatwins letzter Wunsch war in der Mani begraben zu werden, und so schmuggelte seine Frau nach seinem zu frühen Tod die Asche zu Patrick Leigh Fermor, der noch heute, mit über 95 Jahren, hier lebt, und der sie vor einer kleinen Kapelle dem Wind und der maniotischen harten Erde übergab, mit den letzten Worten, “möge sie leicht auf ihm ruhen”.

Um 2130 erreichen wir Porto Kayio. Die Mani-typischen Wohntürme zeichnen sich auf den Hügeln ab. Ab Nordhang der Bucht lehnt sich ein Kloster an die steile Felswand. Der Anker fällt im letzten Dämmerlicht des Tages. Wir bringen das Dingi ins Wasser und betreten noch am Abend maniotischen Boden.