Mochlós Μόχλος
Joanna & Marcel, 14. 05. 2010


Bei dem Örtchen Mochlós ankern wir am Freitag Nachmittag und rudern mit dem Dingi zur kleinen, vorgelagerten Insel, auf der eine winzige Kapelle zwischen minoischen Mauerresten steht.

Dazu Wikipedia:

Die kleine, dem Ort vorgelagerte Insel gleichen Namens war wohl in der Zeit der Besiedelung mit dem Land verbunden, die Verbindung jedoch wurde infolge von Erdbeben (1700 v. Chr.) zerstört. Noch heute sind die unter Wasser gelegenen Verknüpfungen zu erkennen. Seit etwa 3000 v. Chr. befand sich hier eine minoische Siedlung. Archäologen vermuten, dass hier der wichtigste Seehafen der Minoer lag. In hausförmigen Gräbern fand man einzigartigen Goldschmuck, der im Museum in Iraklio zu besichtigen ist.

Die Ausgrabungen begannen 1908 unter Richard Seager. 1990 nahmen US-amerikanische Archäologen unter der Federführung der University of North Carolina at Greensboro die Arbeiten wieder auf. Sie dauern bis heute an. Auf Anfrage kann man die Insel mit dem Boot anfahren und betreten.

Letzteres bedeutet: jeder darf auf den Mauerresten herumlaufen. Sie sind außerdem der Witterung ausgesetzt und werden nicht weiter gepflegt, geschweige denn konserviert. So zerfallen die 5000 Jahre alten Reste vergangener Kulturen innerhalb von wenigen Jahrzehnten. Leider ist dieses Vorgehen an vielen archäologischen Stätten in Griechenland zu beobachten.

Natürlich heißt die Kapelle „Agios Nikolaos“. Ich habe dieses mal keine Kerze angezündet.

Man darf raten, wie die Kapelle heißt


Die erste Ausgrabung auf der heutigen Insel unternahm 1908 der Amerikaner Richard Seager, wie Wikipedia uns belehrt. Eine andere Quelle (s.u. bei den Weblinks) spricht von einem griechisch-amerikanischen Team unter der Leitung von Prof. Jeffrey Soles, dieser jedoch offenbar in den 1970ern wirkte. (Die Funde sind in den Museen von Sitía, Ag. Nicolaos und Íraklion zu sehen.) „However“, Seager fand jedenfalls am Westende der Insel einen Friedhof , wo er und sein Team ca. 20 befestigte Gräber, Pithos-Urnen und Grubengräber fanden. Zwei davon identifizierte Seager als „Elitengräber“, da sie reicher ausgestattet, größer ausgebildet und abseits der anderen lagen. Soles zeichnete detaillierte Pläne des Friedhofs und identifizierte alle Gräber.


Der Hauptort liegt auf der Südseite der Insel (dem heutigen Dorf gegenüber), die frühsten datierbaren Gebäude stammen aus der sog. „EM IB“ Zeit. Arthur Evans (der Ausgräber und ‚Erfinder‘ von Knossos-Palastanlage auf Kreta) und Nikolaos Platon (der Entdecker des Palastes von Kato Zakros) unterteilen die minoische Epochen entweder nach den großen Palästen (Platon: Vorpalast, Altpalast etc.) oder nach den Kunst- und Keramikfunden (Evans: Früh-[EM], Mittel- [MM] und Spätminoisch [LM], diese Phasen werden in feinere Abschnitte I, II, III unterteilt. EM= Frühminoisch I B wäre also so zw. 3100-2700 v.Chr. Danach (sehr verkürzt nacherzählt) wuchs die Siedlung stetig an, wahrscheinlich durch den Zustrom von Siedlern aus Zentralkreta. Attraktiv für Siedler waren offenbar die Häfen zu beden Seiten der Landenge und das fruchtbare Land in der Ebene von Mochlós. So fand man auch auf dem Gebiet des heutigen Mochlós Hausreste, die auf eine Ausdehnung der ehem. Stadt hinweisen. (Dazu weiter unten im „More-Tag“.) Wurde Mochlós schließlich durch den Ausbruch des Vulkans auf Santorini zerstört? Oder durch einen Tsunami wie einige spekulieren? Durch ein Erdbeben oder durch zusätzliche Überfälle fremder Völker? Warum eine so alte und mächtige Kultur (die sogar keine Schutzmauern um ihre Städte baute), wie die der Minoer, plötzlich vom historischen Boden der Insel verschwindet, ist immer noch nicht geklärt.


Tja, so sehen die Ruinen aus… Man ist entweder Archäologe, was bestimmt Spaß macht, oder man hat Phantasie, was auch schön ist, die aber bei mir bei Ausgrabungen offenbar versagt. Eins kann ich jedenfalls bisher versichern: die ausgegrabenen Orte – ob Kultstätten oder profane Anlagen – haben eine besondere Ausstrahlung. Sei es wegen der besonders reizvollen Gegend, sei es aufgrund der Tatsache, daß hier eine ‚versunkene‘, uns in gewisser Hinsicht fremde Kultur mit ausgeprägten Sinn für Ästhetik begegnet. Etwas zwischen Bekanntem und Fremden zugleich liegt in diesen Orten ‚versteckt‘.

Obwohl Mochlós als „Geheimtipp“ gilt, das heißt keiner mehr ist (oder bald nicht mehr sein wird), scheint der kleine Ort noch Charme zu haben. Wie Marcel schon geschrieben hat,  war Mochlós ehem. ein Ort mit Landzunge, der heutigen daher gleichnamigen Insel, und offenbar ein sehr bedeutender minoischer Hafen. Im 20. Jh. war es dann bloß ein unbedeutender kleiner Fischerdorf auf dem Festland und im 21. Jh. ein aufstrebender Touristenort. Man kann nur hoffen, daß es dann der sog. Individual- oder Alternativtourismus ist. Es hat jedenfalls eine sehr nette Promenade gesäumt mit Tavernen ohne die obligatorische Durchfahrtsstraße. Abends, vom Schiff aus betrachtet, machte es einen sehr netten Eindruck mit all den bunten Lichtern und der gedämpften friedlichen Stimmung…


Es heißt „Die Einwohner sind friedlich und lustig und verstehen Spaß.“ (aus einer Homepage des Ortes; s.u.)
Das konnten wir nicht überprüfen, denn – wir hatten wieder Pech mit Petrus oder Nikolaus – als wir am Sa. an Land gehen wollten, stürmten diese verdammten (Fall-) Böen mit Windstärken um die 7 bis 8 Bf auf uns nieder und der Anker slippte (heißt: es hielt nicht mehr ‚bombenfest‘). Schade! Am Abend vorher sah alles so nett aus.


Für Interessierte, die diesen Fleckchen aufsuchen wollen – ich kann es nur empfehlen (auch zum Wandern!) – hierlang:

http://www.mochlos.net/start.html

http://www.mochlos-crete.gr/intro_ger.htm

Zu Mochlós und Archäologie

The main remains to be seen on the island today date from the LM I town, which extended across the isthmus to an area behind the modern village of Mochlos. The ceremonial centre lay to the north-west of the town. It was a three-storey building, with ahslar walls. Two pillar crypts were found on the ground floor at the east end of the building. The remains of a staircase leading from the pillar crypt to the upper floors can still be seen. The building also contained a kitchen and possibly a dining room. It was the largest building in the LM I town.
Behind the modern town of Mochlos, excavations have uncovered two buildings of artisans’ quarters dating back to LM IB. One building was used for bronze, ivory and stone vase making, while the other was used for pottery. Both buildings seem to have been inhabited and contained a shrine. Another LM IB building has been excavated at Chalinmouri at the eastern end of the coastal plain. Finally, an LM III cemetery has been exacavated. It contained 30 chamber tombs and was located on a hill opposite the site of the LM III settlement. The unlooted tombs each contained one or two burials, either in sarcophagi or pithoi. The fact that Mochlos was abandoned during LM I and never rebuilt, although the area was resettled during LM III, raises the question of its destruction.

Zu minoischer Kultur siehe u.a. bei Wikipedia:

http://de.wikipedia.org/wiki/Minoische_Kultur#Vorpalastzeit

Zum Wandern

Hier sind diejenigen Wanderungen, die wir (natürlich) zu optimistisch geplant haben, und dann doch nicht ausführen konnten. Vielleicht fürs Später?

Bei Mochlós



a) Dörfer oberhalb: (aus dem Netz übernommen)

2. Tag: Unsere heutige Wanderung führt uns nach Lastros, dem kleinsten und gepflegtesten von den vier Dörfern oberhalb von Mochlos. Der Wanderweg ist abwechslungsreich und verläuft durch ein trockenes Flussbett, auf Ziegenpfaden und Schotterpisten, vorbei an Kapellen, Gärten, Olivenhainen und teils in wilder Natur. In Lastros bummeln wir durch die engen Gassen und besuchen das urige Kafenion von Frau Maria. Über einen anderen Weg wandern wir zurück nach Mochlos. Gehzeit: ca. 4 Std., Höhenunterschied: 300 m auf und ab. Schwierigkeit: mittel

3. Tag: Heute nehmen wir die zwei mittleren Dörfer ins Programm. Wir wandern auf dem alten Weg nach Sfaka. Erst auf einem verlassenen Eselsweg, dann auf Schotterpisten und ein kurzes Stück auf Asphalt. Wir gehen durch die Treppengassen des altes Dorfes und machen Rast in einem Kafenion. Dann wandern wir auf Schotterpisten weiter nach Tourloti, dem grössten Dorf der Umgebung. Nach der Einkehr geht es wieder hinab nach Mochlos. Gehzeit: ca. 4 Std. ,Höhenunterschied: 300 m auf und ab, Schwierigkeit: mittel

4. Tag: Wir lassen uns nach Mirsini fahren, das Dorf mit dem schönen Panoramablick. Von dort starten wir eine Rundwanderung. Wir gehen auf der alte Strasse nach Messa Mouliana, legen dort eine Pause in einem Kafenion ein und wandern über den Weinberg Agrilos zurück nach Mirsini. Unterwegs geniessen wir einmalige, weite Ausblicke über die ganze Region. In Mirsini kehren wir in einer Taverne ein und  fahren zurück nach Mochlos. Gehzeit: ca. 4 Std. Höhenunterschiede: 300 m auf und ab. Schwierigkeit: mittel

b) Schlucht “Richtis”

„Exo Mouliana ist ein wasserreiches Dorf  in der Umgebung von Sitia, das wir nach ca. 20minütiger Fahrt erreichen. Wir wandern auf und ab über einen Hügel mit weiten Ausblicken bis zum Meer. Dort beginnt die einmalige, dschungelartige Schlucht Richtis, die wir hinauf wandern. Wir gehen neben dem Bach, den wir öfters überqueren, dabei treffen wir auf verwunschene, von der Vegetation überwucherte Wassermühlen und eine wunderschöne Stelle mit einem 30 m hohen Wasserfall. Nach der alten Steinbrücke nehmen wir einen Feldweg bergauf zurück zum Ausgangspunkt. Einkehr im Dorf ist möglich vor der Rückfahrt nach Mochlos. Am Abend wird in der Strandtaverne Abschied gefeiert. Gehzeit: ca. 5 Std. Höhenunterschiede: auf und ab 300 m. Schwierigkeit: mittel“

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