Kato Zakros Κάτω Ζάκρος und das Tal der Toten
Joanna & Marcel, 01. 05. 2010

Kato Zakros liegt an der Südostküste Kretas und ist Ausgangspunkt unserer Wanderung ins Tal der Toten. Das kleine Dorf besteht aus einigen wenigen Häusern und ein paar Tavernen direkt am (noch) ruhigen Strand. Es ist nämlich noch früh in der Saison. Wir schlagen uns vom Strand aus ins Landesinnere, vorbei an einem Schilderwald, der auf Pensionen, Wanderwege und Sehenswürdigkeiten verweist. Nach wenigen Metern stoßen wir auf das Ausgrabungsgelände von Kato Zakros. Einer von vier (nach Knossos, Phaistos und Malía) großen minoischen Palästen Kretas wurde hier ausgegraben. Leider hat auf Grund des Maifeiertags die gesamte Anlage geschlossen, so dass wir lediglich einen Blick durch den Zaun auf die  kniehohen Mauerreste werfen können. Der Fund des Palastes war reiner Zufall: Ein Bauer aus dem etwas höher gelegenen Dorf Ano (Ober-) Zakros hatte beim Bestellen seiner Felder immer wieder exakt behauene Steinquader und Tonscherben ans Tageslicht befördert. 1961 begann man mit den Ausgrabungen. Es wurde zunächst vermutet, auf eine minoische Handelsstadt gestoßen zu sein, bevor man sich klar wurde, dass es sich um einen weiteren minoischen Palast handelte. Dieser war im Gegensatz zu den anderen Anlagen dieser Art auf Kreta nicht geplündert worden. Die zahlreichen Funde sind heute im archäologischen Museum in Iraklion und Sitía ausgestellt. Selbst kristallene Vasen wurden hier gefunden.

Einige hundert Meter weiter über die staubige Straße landeinwärts stoßen wir auf eine Kreuzung von Wanderwegen und zu unserer Rechten auf den Eingang ins Tal der Toten, in dem zu minoischen Zeiten die Verstorbenen in hoch über dem Tal gelegenen Höhlen beigesetzt wurden. Hat man die Leichname von oben abgeseilt oder ist man mit den Verstorbenen die steilen Wände zu den Höhlen hinauf geklettert? Das Tal ist gleichzeitig der letzte Teil des Europäischen Fernwanderweges E4 auf Kreta.

Eine ausführliche Beschreibung der Wanderung folgt durch den Ersten Offizier. Hier schon einige Fotos vorab:

Eigentlich hat der Skipper schon alles historisch wichtige in Kurzfassung beschrieben. Mir, dem ‚ersten Offizier‘ (de facto aber General), bleibt nicht viel hinzuzufügen.

So weit das Auge reicht: Thymian, Oregano, Salbei und andere Kräuter, Wälder aus Oleander und Platanen, vereinzelte Olivenbäume. Wir sammeln einige Kräuter für die Küche und die Beduftung des Schiffes oder um die uns unbekannten Arten zu Hause zu bestimmen.

Nach den beiden Schlangenfotos folgt eins, auf dem man die Grabhöhlen von der Seite sehen oder erahnen kann. Ich war etwas enttäuscht, daß man sie nicht erreichen bzw. besichtigen konnte. Zumindest nicht so ohne weiteres. Wir haben es jedenfalls seingelassen, zumal wir keine richtige Wanderkarte dabei hatten, auch fehlte die Kletterausrüstung… Andere haben (wie auch immer) die Höhlen erreicht, ihre Fotos zeigen nichts herausragendes als Höhlen, aber wahrscheinlich war der Weg das Ziel! (s. unter PDF am Ende.) Erwähnen möchte ich an dieser Stelle auch die Schlangen! Mir ist ein ‚mittellanges‘ Exemplar direkt vor den Füßen weggeschlängelt und verschwand im Gras. Ich habe natürlich nachgeforscht, was das für ein Exemplar hätte gewesen sein können, aber es ist schwerer als man denkt, diese für uns Mitteleuropäer selten anzutreffenden Tiere zu bestimmten. Ich denke, meine Begegnung war die Würfelnatter (Abb.1); mir kam sie etwas grünlicher vor aber das Muster könnte stimmen. Entscheidend bei meiner Bestimmung war, daß die Würfelnatter Wasser braucht – und wir waren schließlich in einer Wasserschlucht. Aber es könnte auch eine Vipernatter oder eine (sehr bissige übrigens) Zornnatter (Abb.2) gewesen sein, auch sie lebt in einem ähnlichen Milieu – sie sehen alle irgendwie ähnlich aus, und vor allem: sie ändern ihr Äußeres z.T. beträchtlich je nach dem, wo sie vorkommen!

Hier ein Foto von dem Getier:

Abb. 1  Abb.2

Wir müssen uns entscheiden. Es gibt eine alte Straße zwischen dem höher gelegenen Ano Zakros und Kato Zakros (unten in der Bucht). Wir nehmen den Weg nach rechts, der uns in eine Seitenschlucht führt und teilweise vom markierten Wanderweg abweicht. Die Landschaft wird wieder karger, das Seitental trockener und Schatten sucht man auf der Etappe, die uns zurück führen soll vergebens.

Diese Wanderungsvariante beschreibt das wirklich sehr empfehlenswerte Wanderbuch von Wolfgang Hautumm „Kretische Wanderungen“! Nur just bei dieser Wanderung gibt es keine Karte zur Orientierung, statt dessen sehr unzuverlässige Beschreibungen nach der Natur wie „an dem markanten Felsklotz mit dem einzelnen Baum am Felsen nach rechts oben, wo kaum ein Weg zu sehen ist. Dann an einem Zaun entlang bis dieser einen Knick macht…“ So oder so ähnlich jedenfalls war die Beschreibung des folgenden Wegabschnitts, der uns wieder zurück nach Kato Zakros bringen sollte. Natürlich haben wir uns paar Mal verlaufen bis wir schließlich (nach dem Verzehr einer lebenspendenden Orange und Keksen) einen neu markierten Weg nach K. Zakros gefunden haben. Diesem folgten wir dann brav, bei mir blieb eine leichte Unzufriedenheit, daß wir nicht die schöne (vermutlich) Variante von Hautumm gefunden haben…

Der Rückweg über die Hügel sieht einfacher aus, als er ist. Hier wachsen keine Kräuter mehr, lediglich windgehärtetes und dorniges Gestrüpp. Wer hier versucht, die so häufig unverantwortlich kurzen Gehzeiten der Wanderführer einzuhalten, bricht sich die Haxen, schlägt sich die Knöchel auf und rutscht den Hügel hinunter. Ganz abgesehen davon, dass man nicht von der wunderbaren Landschaft aufnehmen kann.


(Total) geschafft! Wir haben uns ein Abendessen verdient. Es gibt lokalen (etwas zu süßen aber bioangebauten) Wein, Retzina, Schnecken von den von uns erwanderten Hügeln und, da wir erneut zu einem Feiertag im Lande sind, eine extra für die Einheimischen zubereitete Ofenspeise aus Kartoffeln und Ferkel.

Ja, es ist schon der zweite ungeplante Aufenthalt auf Kreta, wo wir einen spezifisch begangenen Feiertag erleben! Dies war also unsere 1.Mai-Wanderung, die ich mit einem wirklich guten Retsina-Wein begossen habe. Laut Fermor soll Weißweingenuß (durchaus in rauen Mengen) nach einer anstrengenden Wanderung die müden Lebensgeister und Füße wieder auferwecken und den drohenden Muskelkater verscheuchen. (Um genau zu sein, muß man es folgendermaßen machen: Erst einen starken Kaffee, den griechischen natürlich, dann entspannen auf einer Terrasse und nun mit dem Weintrinken anfangen, dazu Brot, Oliven und Gespräche. Nachzulesen in: Fermor: Mani.)

Ich ziehe kalten trockenen Rot- oder Weißwein vor. Retsina dagegen schmeckt „wie reines Terpentin, durch die Socken eines Bischofs gefiltert.“ (Nachlesen in: Robert Liddell, Landschaft Apolls. Fahrten durch die ägäische Welt, Zürich-Stuttgart: Fretz & Wasmuth 1957. Ein weiterer Reisebericht aus den 50er Jahren.)

Die kleine Bucht von Kato Zakros wäre sicherlich auch ein schöner Ankerplatz gewesen. Ein sauberer Sandstrand mit schattenspendenden Bäumchen und einigen wenigen Tavernen. Wir machen uns auf den zweieinhalbstündigen Heimweg nach Agios Nikolaos über dunkle Serpentinenstraßen…

Für mehr Infos zum Tal der Toten aus geologischer, kulturhistorischer und botanischer Sicht bitte hierlang:

http://www.kreta-umweltforum.de/Merkblaetter/02-04%20-%20Tal%20der%20Toten.pdf