Ein Wochenende auf Chulugi
Marcel, 30. 04. 2010

Am Freitag Mittag erreichen wir Chulugi. Ein spontaner Kurztrip über Frankfurt beschert uns ein paar Tage auf dem Schiff. Wir wollen den Freitag und den Sonntag nutzen, ein wenig zu entspannen und einen Spaziergang durch Agios Nikolaos zu machen. Morgen ist eine Wanderung ins Tal der Toten und eine Besichtigung der Ausgrabungen von Kato Zakros geplant.

Die Marina von Agios Nikolaos ist bei weitem nicht so komfortabel wie die in Kos. Die Anlage hat einen etwas robusteren Charakter. Alte Schiffe stehen hier abgewrackt in der Ecke. An anderen rostigen Kähnen wird noch fleißig geflext, um im Sommer die Touristenmassen nach Spinalonga zu befördern. Die Sanitäranlagen haben eher Barackencharakter und das Büro der Marinamitarbeiter ist in einem mobilen Container nahe dem Parkplatz untergebracht. Angeblich, das erfahren wir am Steg, ist Agios Nikolaos aber ein ausgezeichneter Ort zum Überwintern.


Der kleine fast kreisrunde Süßwassersee im Dorfkern von AN hat eine Tiefe von ca. 60 Metern. Tief genug um ihn von den Einheimischen tourismusfördernd als „grundlos“ zu bezeichnen. Um den See herum haben sich die Restaurants vom Typ Tourifalle angesiedelt. Keine zwei Meter kann man gehen, ohne durch übereifrige Kellner in das natürlich „beste Restaurant am Platz“ gelockt zu werden. Best food – good prices! Am gegenüberliegenden Ufer des Sees stoßen wir auf eine kleine, in die Felswand integrierte Kapelle mit geflügelten (Markus-) Löwen auf den Pforten. Darüber ein stilisierter Anker mit zwei Fischen. Wahrscheinlich handelt es sich um eine weitere Nikolauskapelle, dem Bischof von Myra geweiht (siehe hierzu:  Wanderung von Kekova nach Kale).

Vor dem Fährhafen von AN findet im Schatten eines ankernden Kreuzfahrtschiffes des TUI-Konzerns eine Regatta statt. Kleine Hilfsschaluppen befördern zwischen den Segelbooten die modernen Kreuzfahrer in kurzen Abständen von ihrer schwimmenden Vergnügungshölle zu Eroberungszügen an Land. Sollte ich eines Morgens durch Zauberhand in einer Koje auf einem dieser Ungetüme aufwachen und zu einem Landgang in AN gezwungen werden, wird es bei Herrn TUI persönlich eine Sturmflut von Beschwerdebriefen hageln: Das hab ich nicht gebucht!