Spinalonga – eine kleine Insel in der Nähe von Ag. Nikolaos
Joanna, 02. 04. 2010

Spinalonga ist eine geschichtsträchtige wenn auch winzige Insel, die als Pfropfen vor einer langen lagungenartigen Bucht liegt.

Sie ist ca. 15 Km von Ag. Nicolaos und 5 Km von Elounda entfernt. Elounda war übrigens ein ehemals geschichtlich interessanter Ort bis sie im Wasser untergegangen ist. Jetzt ist sie zu dem Touristenort mit den teuersten Hotels aufgestiegen. Natürlich haben wir uns diese ‚Sehenswürdigkeit‘ erspart.

Auch die lange Halbinsel, die mit Festland durch einen Damm verbunden ist, trägt den gleichen Namen, was natürlich zu anfänglicher Verwirrung beiträgt.

Was die Insel Spinalonga bekannt bis berühmt machte, ist ihre jüngste Vergangenheit…

UNSERE TOUR

Als wir in der Bucht ankamen, wehte es bereits frisch bei blauem Himmel, was typisch war (für die Ägäis).

[Spinalonga: Fort und Lepradorf]

Als unseres Beiboot – das neue Bananaboot – und der Rucksack gepackt waren, begann das Wetter etwas ungemütlicher zu werden (typisch für unsere gemeinsamen Ausflüge), so daß ich Bedenken bekam, Chulugi alleine zu lassen. Wie immer bin ich da etwas ängstlicher, wenn das Schiff nur an einer Metallkette hängt…

Wir wollten uns aber unbedingt diese Insel anschauen und es schien eine touristenfreie Zeit zu werden, denn die permanent pendelnden kleinen Ausflugsboote wurden eine ganze Zeit schon nicht gesichtet.

Nach einer längeren Überfahrt mit dem hoppeligen weil zu leichten Bananaboot kamen wir an dem offiziellen Anleger der Insel an. So ganz ohne die Horden an Touristen, die sonst mit ihrer Zeit nichts anzufangen wissen, wirkte der Ort bereits hier am Wasser schon sehr historisch-romantisch.

[Ein Blick vom Anleger zu Chulugi rüber]

Die Café-Bude oder die Snackbar und auch das Info- (oder Billet-) Häuschen hatten zu… leider auch die Pforten zu dem Lepradorf. Nach meiner bewerten Methode – beim Wandern und Kunstbesichtigen ist ein Verbotszeichen ein bloß zu überwindender Richtwert – kletterten wir über die Zäune und auf das ‚verbotene‘ Areal der ehem. Station und der venezianischen Festung.

Es erübrigt sich zu sagen, daß jetzt das Wetter eindeutig in Richtung Sturm umschwenkte, es pfiff uns dermaßen um die Köpfe, daß ich mich am Fort angekommen an den Felsen kurzzeitig ducken und festhalten mußte, um weiterzukommen! Selbstverständlich ging ich davon aus, daß Chulugi sich vom Anker löst und bereits kurz vor den Felsen liegt.

Das verlassene Dorf selbst hat eine gute Stimmung. Ganz in der Sonne gebadet, friedlich und ruhig, lädt es zum Verweilen (was wir nicht konnten) ein. Natürlich spielt das Wissen um die jüngste Vergangenheit des Ortes eine gute Nahrung für die Phantasie, so daß ich mich kurzzeitig fragte, wie ansteckend Lepra eigentlich sei (siehe unten im Blog).

Das ist die Hauptstraße des Dorfes. Sie erinnerte mich an türkische Märkte. Vielleicht ist sie tatsächlich in der türkischen Zeit entstanden. Der Blick in die (verschlossenen) Fenster zeigte meist einen großen Raum mit offener Zwischenetage, vereinzelt waren Fotographien, Gerätschaften u.ä. zu sehen, so daß ich vermute, hierbei handelt es sich in der Touristensaison nach wie vor um Geschäfte ganz in der türkischen Manier, und vielleicht auch so etwas wie Infostellen mit musealen Charakter.

Die obligatorischen Kirchen bzw. Kapellen und ihre Miniaturabbilder als kleine Kapellchen, in das man Heiligenbilder, Blumen und Lichter einstellt (hier war nichts drin, wahrscheinlich haben Touristen sie ausgeräumt – als Souvenirs versteht sich), sind auch auf der Insel zu finden.

Natürlich sind die beiden Inselkirchen verschlossen gewesen, auch von wann sie stammen, weiß ich nicht mehr zu berichten. Diese hier hatte eine eingelassene, wahrscheinlich ältere Schriftplatte, die ich leider nicht entziffern konnte.

An dieser Seite der Insel angekommen, konnten wir den sich mittlerweile ordentlich aufgebauten Sturm ‚bewundern‘ und uns Sorgen machen über den Zustand von Chulugi.

Der Regenbogen machte die Situation nicht besser – wir blieben aber äußerlich gelassen. Gleich sollten wir an unsere Einstiegstelle über den hohen Zaun kommen…

Aber vorher gab es noch einen sehr schönen Ausblick auf die zum Greifen nahe Halbinsel des gleichen Namens „Spinalonga“. Ich mochte die kleinen Buchten sehr gerne, vermute aber, daß in der Saison einfach zu viele Ausflugsboote diese Meerenge belegen und Tonnen an lärmenden Touristen für einige Stunden an Land bringen.

So war es aber noch sehr friedlich und ruhig (abgesehen vom Windpfeifen und der inneren Unruhe, zumindest bei mir).

Wie es sonst auf Spinalonga vor sich geht, zeigt dieses Foto, daß ich aus einem Inselbericht kopiert habe:

Als wir schließlich unterhalb des Forts ankamen, bot sich unserem Blick folgendes kleines Schauspiel:

Ich fragte mich, wie wir in dieser Nußschale das Schiff erreichen sollen… auch wenn das Foto (wie immer beim stürmischen Wetter) die gefährliche Stimmung nicht wiedergeben kann, so möge man es mir glauben: ich hatte Angst, mit der Nußschale von 20 Kg Gesamtgewicht zu kentern!

Na ja, wir haben es dann doch beinahe unbeschadet geschafft.

Diese Insel ist in der Saison in der eisernen Hand der Touristikbrange. 3 bis 4 Touriorte starten organisierte Ausflüge dorthin. Ag. Nicolaos mindestens 10 Mal am Tag, von Elounda (ein ‚Top-Touriort‘ an der Bucht) geht es halbstündlich und das gleiche von Plaka (das Dorf gegenüber der Insel), dazu kommen noch einzelne kleine Fischerboote und Fähren hinzu. Natürlich nimmt man auch Eintritt für die Besichtigung der Anlage.

Ein Autor einer Kreta-Internetseite berichtet über die organisierten Ausflüge auf diese Insel:

Es gibt Angebote mit Mittagessen und ohne – sowie mit Führung und ohne. Eine Führung, in einer Sprache die man verseht, ist sinnvoll. Etwa die Hälfte der Boote bietet Führungen auf Deutsch an. Kosten der Boote etwa 12 bis 20 Euro ohne Essen – mit Führung im oberen Bereich dieser Preisspanne. Die Ausflugsfahrten dauern etwa 4-5 Stunden. Die Vorbeifahrt unterwegs an der versunkenen Stadt Olous ist inklusive.

Die Wohnhäuser, das Krankenhaus, die Kirchen usw. der Leprakranken blieben erhalten und können heute besichtigt werden. Man kommt mit dem Boot im Süden von Spinalonga an. Der Rundweg um die Insel ist etwa 1,5 km lang. Geht am Hafen links kommt man nach wenigen Meter in die Wohnsiedlung. Einige der Häuser sind restauriert, in ihnen sind nun Fotoausstellungen und ein Informationsbüro.

Auch die kleine Kirche wurde vor wenigen Jahren renoviert. Interessant ist der Desinfektionsraum. Es wurde Angehörigen erlaubt, ihre Kranken Verwandten auf Spinalonga zu besuchen. Sie wurden bei dem Verlassen der Insel hier mit einer Säure desinfiziert. Auch das Krankenhaus, den Friedhof, das Wassersystem sollte man sich anschauen. Für viele Touristen ist auch die Besteigung des großen venenzinanischen Forts, zu dem man auf rutschigen Wegen hinaufgehen kann, eine Höhepunkt der Inselbesuchs. Von oben hat man einen super Ausblick auf Plaka, Elounda und die gesamte Umgebung. Am Ende des Rundgangs ist ein einfache Snackbar. Hier gibt es Wasser, Cola, Chips u.ä. (Preise ok).

[unter: http://www.kreta-reise.info/Hauptseiten/spinalonga.htm]

Geschichte:
Venezianer, Türken, Lepra

Die Geschichte von Spinalonga beginnt im 15. Jh. als die Venezianer dort eine Burg und ein enormes Fort errichteten. (Gesichte Kretas in Daten.) Als 1646 die Türken Kreta eroberten, hielte die Venezianer auch bei anhaltenden türkischen Angriffen noch fast weitere 50 Jahre die Festung. Ein solches Fort auf einer Insel, zudem mit einem so enormen Mauernumpfang war zu dieser Zeit praktisch uneinnehmbar. Als sie diese endgültig aufgaben, siedelten sich um 1700 türkische Familien dort an. Davon zeugen einige Häuser auf der Insel, die in ihrer Bauart mit der typischen markt- bzw. verkaufsartigen Frontsituation an türkische Basarstraßen/-häuser erinnern. Noch Ende des 19. Jh. lebten mehrere Dutzend türkische Familien auf der Insel, die das dortige ehemalige venezianische Dorf übernommen und erweitert hatten.

Das Dorf der Insel ist zu der sog. „Lagune“ ausgerichtet, und blickt zum Ort Pláka, von wo aus heute die meisten Touristenboote die Überfahrt nach Spinalonga gewährleisten. Die Meerseite der Insel weist (heute) keine Gebäudekomplexe auf, außer der schön gelegenen kleinen Kirche und der Wehrmauer natürlich.

Mit dem Jahr 1913 beginnt ein neuer Abschnitt auf Spinalonga, der das Eiland berühmt-berüchtigter machen sollte als die vorhergehenden Epochen: Die Insel wird zu einer Leprakolonie umgewandelt – alle Einwohner von Kreta, welche an der Lepra erkrankt waren, wurden nach Spinalonga verbannt, da man sich vor Lepra fürchtete wie der Teufel das Weihwasser. In den schlimmsten ‚Spitzenzeiten‘ der Krankheit waren über 1000 Kranke auf der Insel. Daß es dort Armut und große Not herrschte, berichten einige Reisende – vor allem Durrell, der sich dorthin traute, was allerdings auch großer Überredungskünste bedurfte, um einen Bootseigener davon zu überzeugen, daß Lepra nicht so ansteckend ist, wie alle meinten.

Übernachtungen auf der Insel, selbst von engsten Verwandten, waren strengstens untersagt, Besuche stets mit kompletter Desinfektion verbunden. In der ersten Jahren und Jahrzehnten waren die Lebensbedingungen dort am erbärmlichsten. Die Kranken lebten in heruntergekommenen Häusern auf engstem Raum, die medizinische Versorgung blieb äußerst notdürftig. Erst im Laufe der Jahre verbesserten sich die Lebensbedingungen, vor allem durch die Selbstorganisation der Kranken.

Sie bebauten das kleine Eiland zur Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln, organisierten Unterricht für ihre Kinder, webten, töpferten etc. Später soll es hier auch ein Kino und so etwas wie ein Kulturzentrum gegeben haben. Dies ist jedoch höchstens in der letzten und abschließenden Phase der Leprainsel um 1950 denkbar, als die Krankheit durch die medizinischen Entdeckung ihren Schrecken langsam verlor. Spinalonga blieb jedoch für die dorthin Verbannten ein auswegloses und sicherlich grausames Gefängnis, an dem sie vor sich hin siechten bis sie starben, da bis ca. 1953 die Krankheit unheilbar war und tödlich verlief. Medizinische Versorgung war nicht gewährleistet, genauso wenig wie die Versorgung mit Nahrungsmitteln. Berichte, die von beinahe ‚idylischen‘ Zuständen (Kino, eine Art Kulturzentrum, Schule, Vorführungen an denen auch die gesunden Familienmitglieder teilnehmen konnten etc.) eines kleinen Staates im Staat berichten, müssen als überaus beschönigte und vielleicht aus einem unterschwelligen schlechten Gewissen heraus entstandene Geschichten angesehen werden.

Bezeichnenderweise hat man die Insel der Leprakranken auch dazu benutzt, sich der politisch unliebsamen Bürger zu entledigen. Einige Einwohner der Region nutzten darüber hinaus die Tatsache aus, daß die Kranken eine bescheidene staatliche Unterstützung erhielten, so brachten sie mit kleinen Booten Lebensmittel auf die Insel, die sie dort zu weit überhöhten Preisen verkauften. Auf diese Versorgung von außen angewiesen, waren die Inselbewohner wehrlos.

Die Lage der sich selbst überlassenen Kranken verbesserte sich langsam, als mit der Entdeckung des für die Krankheit verantwortlichen Bakteriums und der Medizin zur Krankheitbehandlung in den 1940er Jahren Lepra auch auf Kreta ihren Schrecken verlor. 1957 schließlich verließen die letzten zehn Überlebenden die Insel, Spinalonga war von nun an nur noch historisches Relikt.

Lepra in Fakten

[Lepröser um 19oo]


Lepra ist eine der ältesten bekannten Krankheiten und wird schon in den frühesten Schriften erwähnt. Laut neuster Untersuchungen ist Ostafrika der geographische Ursprung der Krankheit. Entsprechend der frühsten Wanderungsbewegungen des prähistorischen Menschen haben sich die Bakterien aus Ostafrika einerseits nordwestwärts nach Europa und andererseits Richtung Osten nach Indien und Asien ausgebreitet. Eine andere Möglichkeit der Entstehung und Ausbreitung könnte Indien sein, denn dort finden wir die älteste bekannte schriftliche Erwähnung dieser Krankheit. Sie gehr auf 600 Jahre vor Christus zurück, wo sie unter dem Namen Kushta in einer indischen medizinischen Abhandlung beschrieben wird.

Im Alten Testament (Leviticus 13, 1-46) wir sie ausführlich beschrieben, wie der Aussatz zu erkennen ist und wie man mit den Kranken zu verfahren hat. Hier wird Lepra noch mit anderen ähnlichen oder vermeintlich ähnlichen Hauterkrankungen verwechselt und allgemein als „Aussatz“ (hebr. zara’at) bezeichnet, so daß man heute nicht mehr mit Sicherheit sagen kann, welche Hautkrankheit diejenigen tatsächlich hatten, die als „Aussätzige“ genannt wurden.

Zu Ciceros Zeiten in Griechenland und Italien war Lepra offenbar häufig vorgekommen. Später unter den Langobarden im 7. und 8. Jh. war sie stark verbreitet. In Bremen wurden schon im 9., in Würzburg im 11. Jh. Hospitäler für Leprakranke gegründet. Das Leprosorium Aachen-Melaten wurde laut den Ausgrabungergebnissen im 8. Jh. an der Königsstraße nach Maastricht gegründet.

Die allgemeinere Verbreitung des Aussatzes in Europa im Mittelalter wird oft den Kreuzzügen zugeschrieben. Sie erreichte ihren Höhepunkt im 13. Jh. und ebbt ab mit dem Ende des 16. Jh. Ab da gehört sie nicht mehr in die Reihe der chronischen Volkskrankheiten in Mitteleuropa an.

Meyers Konversationslexikon von 1888 berichtet: Lepra sei in Skandinavien, auf Island und der Iberischen Halbinsel, in der Provence und an den italienischen Küsten, in Griechenland und auf den Inseln des Mittelmeers regelmäßig vorgekommen. Im Verlauf der Kolonialisierung gelangte der Erreger nach Westafrika und Amerika und durch den weiteren Sklavenhandel in die Karibik und nach Brasilien. Am verbreitetsten jedoch sei die Krankheit im 19. Jh. in Norwegen gewesen, wo man 1862 noch 2.119 Aussätzige bei nicht ganz 2 Millionen Einwohnern zählte. In Deutschland wurden zur gleichen Zeit nur vereinzelte Fälle registriert.

Da man sich lange Zeit die Ursachen der Krankheit nicht erklären konnte, wurde sie als „Strafe Gottes“ über den sündigen Menschen, der von dieser Krankheit befallen wurde, ausgelegt. Damit waren die Leprösen zweifach stigmatisiert: durch die Krankheit selbst und durch ihr vermeintlich gottesfernes Leben. Als Verfemte der Gesellschaft hatten sie kaum eine Chance auf ein menschenwürdiges Leben und Sterben. Sie mußten außerhalb der besiedelten Orte leben, und konnten sich meist nicht selbst ernähren, was dazu führte, daß sie betteln mußten. Gleichwohl wurde ihnen zu Auflage gemacht, die Umwelt auf ihre Krankheit und damit auf sie als einen „Ansteckungsherd“ aufmerksam zu machen, damit die Nähe zu ihnen gemieden werden konnte. So hatten sie im Mittelalter entweder Glöckchen an den Beinen, Armen oder an einem Stock (sofern sie diesen mitführen konnten) zu tragen, das ihre Ankunft und ihre Routeankündigte, oder aber sie betätigten laute Raspeln/Rätschen. Diese typischen Geräusche sollten gut vernehmbar sein.

[Eine Leprarätsche]

Symptome:

Da diese Krankheit aus dem Bereich der Neurologie kommt, werden dabei vor allem die Nervenstränge befallen, die Gefäße der Arterien und Venen verstopfen durch eine Verdickung des Blutes. Die Betroffenen verlieren meist das Gefühl für Kälte, Wärme und auch Schmerz. Ohne Behandlung verletzen die Patienten sich oft unbemerkt und infizieren sich über die Wunden an lebensgefährlichen Krankheiten wie z.B. Tetanus. Daher rührt auch die noch immer verbreitete falsche Vorstellung, dass Lepra zu einem „Abfallen“ von Armen, Händen oder Ohren führt. Da die Erkrankten keine Schmerzen spüren, werden Wunden oft unbehandelt gelassen, und durch Entzündungen können diese Körperbereiche absterben. Dies ist aber nur eine indirekte Folge der Lepra und keinesfalls typisch.

Tatsache ist:

  • Daß Lepra kaum ansteckend ist, man ist sich jedoch nicht einig, wie der Übertragungsweg ist, so daß sich keine prophylaktischen Ratschlägen geben lassen. Diskutiert wird eine genetische Disposition und/oder die Ansteckung durch Wundsekret. Auch tierische Überträger werden angenommen. Das ist bisher aber noch nicht sicher nachgewiesen. Der direkte Kontakt zu Leprakranken ist nicht gleichbedeutend mit einer Ansteckungsgefahr. Für die Übertragung bzw. die Infektion mit dem Erreger bedarf es eines langfristigen Kontakts mit einem Infizierten und einer „Tröpfcheninfektion“. Leprakranke werden heute nicht mehr isoliert. Die Inkubationszeit kann bei Monaten oder auch Jahren (bis zu 40 Jahren in Extremfällen) liegen, daher geht man nicht davon aus, diese Krankheit vollkommen ausmerzen zu können,
  • Ein erster großer Fortschritt im Kampf gegen die Lepra war die Entdeckung des Krankheitserregers, des Bakteriums Mycobacterium leprae, durch den norwegischen Arzt Gerhard Armauer Hansen im Jahr 1873 in Bergen. Der deutsche Dermatologe Eduard Arning aus Breslau/Wroclaw begann am 28. September 1884 ein vierjähriges Menschenexperiment an dem damals 48-jährigen gesunden Polynesier Keanu, das den Nachweis der Übertragbarkeit der Lepra erbrachte,
  • Die tatsächliche Ursache der Erkrankungen nimmt man an in mangelnder Hygiene, Unterernährung und somit einem geschwächten Immunsystem, der von dem Bakterium angegriffen werden kann,
  • Insgesamt hat sich der Lepraerreger in der Zeit seiner weltweiten Ausbreitung genetisch kaum verändert, was für Bakterien extrem ungewöhnlich ist,
  • Schon in der Antike war Aussatz als ansteckende Krankheit gefürchtet, weshalb Aussätzige aus der Gemeinschaft verstoßen und Kontakt mit ihnen vermieden wurde. Gesunde wiederum, die sich um Leprakranke kümmerten, ohne selbst an Lepra zu erkranken, hatten deshalb das Ansehen, von einer höheren Macht beschützt zu werden. Diese mied man auch meistens nicht, da man nicht damit rechnete, ein Gesunder könnte von einem Kranken irgendetwas auf einen anderen Gesunden übertragen, das ihn erkranken läßt,
  • Andere neue Forschungen gehen davon aus, daß Lepra hauptsächlich durch Tuberkulose zurückgedrängt wurde. So sollen die von Lepra geschwächten Personen oft auch von Tuberkulose befallen worden sein, welche die Kranken ziemlich schnell tötete und so eine Ausbreitung der kaum ansteckenden Lepra verhinderte.
  • Aufgrund der Behandlungsmöglichkeiten mit Antibiotika ist Lepra inzwischen in Ländern mit entwickelter Gesundheitsversorgung nahezu ausgerottet. In vielen Entwicklungsländern hingegen stellt die Krankheit noch ein ernstzunehmendes Problem dar. Ein Großteil der Erkrankten lebt in Indien, in Afrika gibt es viele Kranke und in Brasilien ist Lepra noch ein ernstes Problem.

[Quellen und Nachzulesen bei Wikipedia und vor allem sehr genau und zuverlässig: http://www.lepra-tuberkulose.de/lepra/infkt_01.html ]