Nissyros – Die vielen Ansichten von und zu Nissyros
Joanna, 28. 03. 2010

Nissyros nahm seine Form nach mehreren Vulkanausbrüchen an, die auch die Geschichte der Insel beeinflussten.
Der ‚Zwiespalt‘ in der Bewertung der Insel deutet sich bereits mit dem Namen an: Nissyros = Nisiros = Nisyros = Nissiros und pflanzt sich fort in den Bewertungen der Reisenden … Die Namensvielfalt ist schneller erklärt: Es liegt nicht zuletzt daran, daß es neben der englischen Transkribierung noch einige andere, im Deutschen mindestens zwei weitere, Schreibweisen existieren: die phonetische, die wissenschaftliche und noch einiges dazwischen.

„Die Insel für Genieߟer“, wie sie von einigen genannt wird (und ich kann es nur unterstreichen), verfügt auch über ein paar spröde Daten:

Nissyros: Vulkan-Insel in der südöstlichen Ägäis (Inselgruppe des Dodekanes) mit aktivem Vulkan,
Längengrad: 36.35 nördlich,
Breitengrad: 27.10 östlich,
Grösse: 41.2 Quadratkilometer (Ø rund 8 Km),
Nachbarinseln: Pahia, Pyrgussa, Yali, S. Antonios, Strongyli, Kos und Tilos,
Einwohner: ca. 930 (677 Mandraki, 150 Pali, 41 Emborio, 61 Nikia),
Höchster Punkt: 698 Meter ü. Meer.

Da Nissyros meine Lieblingsinsel ist – ich werde es nicht müde, immer wieder zu sagen – gibt es auf unserer Chulugi-Seite einige Artikel dazu…

Entstehung der Insel

Sie ist durch untermeerisch gebildete Basalt-„Kissenlaven“ entstanden, die durch tektonische Aktivität soweit angehoben wurden, dass sie jetzt an der Meeresoberfläche liegen. Ihr ‚Sockel‘ liegt in einer Tiefe von ca. 300 Metern auf einem Fundament aus Kalksteinfelsen. Diese wiederum waren vor etwa 150 Millionen Jahren durch die Aktivität und Ablagerung von Meeresorganismen (Korallen und Krustentiere) im seichten Wasser entstanden. Sie stammten aus der Zeit, als sich die Alpen bildeten (Trias). Die ältesten Laven finden sich im Nordwesten der Insel, nahe Mandraki. Es kann nur vermutet werden, daß der untermeerische Sockel von Nissyros aus ähnlichen Gesteinen aufgebaut ist. Die überseeischen Gesteine von Nissyros sind Andesit- bis Dacit-Lavaströme im Wechsel mit pyroklastischen Aschen und Schlacken ähnlicher Zusammensetzung.

Die gleichen Gesteine wie die, auf denen der Vulkan Nissyros sich zu erheben begann, sind heutzutage an der türkischen Küste (Lykien) und bei der Insel Kandeleoussa (oder Andeleoussa oder Phanari) anzutreffen, 25 Kilometer südwestlich von Nissyros.

Die unteren Schichten der Lava unter Wasser, die das Fundament von Nissyros bilden sollen und bei denen es sich somit um die ältesten auf der Insel vorhandenen Steine handelt, sind heute an der Nordwestküste zu betrachten, wo Aufwärtsbewegungen und Risse diese über den Meeresspiegel hoben. Sie sind am deutlichsten in nächster Nähe von Mandráki, unterhalb des Panagia Spiliani-Klosters, zu sehen. Die ungewöhnlichen, nur hier anzutreffenden Formationen, die „Kissenlava“ (Pilow-Lava), wie die Vulkanologen sie genannt haben, wurden durch die besonderen Bedingungen der Ablagerung des Magmas unterm Wasser erzeugt. Die runden schwarzen Steine in der Chochlaki-Bucht sind alle Teile dieser Kissenlava, die allmählich durch Brandung und Wellen abgerundet wurden. Kissenlava ist über 160 000 Jahre alt.

Eine schönere Entstehungsgeschichte

Als der antike griechische Historiograph und Geograph Strabon (lat. „der Schielende“; * etwa 63 v. Chr. in Amaseia in Pontos; † nach 23 n. Chr.) die Ägäis bereiste, sah er die Insel als einen kompakten, hoch aus dem Meer aufragenden Berg mit steilen Hängen.

„Sie betrachten Nisyros als einen Teil von Kos. Sie erzählen die Geschichte, wie Poseidon Polybotis, einen der Giganten, verfolgte und mit seinem Dreizack ein Stück aus der Insel Kos hinausstach und es auf diesen schleuderte. Dieses Stück wurde die Insel Nysiros, die den Giganten unter sich begraben hält.“

Und fast genauso erzählt auch Apollodor von Athen (gr. Apollodoros; † nach 120/119 v. Chr.; angenommener Verfasser, daher auch als „Pseudo-Apollodor“ genannt) in seiner „Bibliotheke“, einer Abfassung der griechischen Mythen, über die Inselgeburt:

„Von Poseidon über das Meer gejagt gelangte Polybotis nach Kos. Aber Poseidon brach schnell ein Stück aus der Insel heraus und liess es auf ihn fallen. Dieses Stück bildet heute die Insel mit dem Namen Nisyros.“

Die in dem Mythos beschriebene Situation ereignete sich während der sog. Gigantomachie, des Kampfes der Giganten (Kinder der Gaia – Urmutter/Urgöttin Erde – und Uranos) gegen Zeus und die Götter des Olymps. Polybotis (Polybotes) war einer der Giganten und Kinder der Urgöttin, die diese gegen die Olympischen Götter in den Kampf schickte. Trotz der hohen Kriegskunst und Kraft unterlagen die Giganten den Göttern. Poseidon (der Gott der Meere und Bruder Zeus‘) verfolgte Poybotis nach der Schlacht übers Meer und als er ihn nicht erreichen konnte, schleuderte er den besagten Felsen, herausgerissen aus der Insel Kos, nach ihm und begrub ihn darunter.

~~> http://www.theoi.com/Gigante/GigantePolybotes.html

Und so liegt der Gigant noch immer unter der Insel Nissyros und ist der eigentliche Vulkan, der aus Wut und Ohnmacht mit Ausbrüchen aufbegeht. (Eine andere Variante des Mythos sieht ihn unter der Insel Kos begraben.)

Historie & Kunstgeschichte

Zur Orientierung:

Die ersten Einwohner waren die Karen, einige Quellen erwähnen jedoch, daß es die Einwohner von Kos, von Thessalia und Rhodos waren, die sich hier zunächst ansiedelten.

Als Mitglied des Athener Bundnisses blieb die Insel nur für einen kleinen Zeitraum selbständig während sie 200 v.Chr. mit Rhodos vereint wurde. Die Insel wurde aufgrund des Handels mit Perlit und Obsidian, Gesteinsarten die auf der kleinen Insel Giali (Yali) gewonnen und für die Herstellung von Klingen verwendet wurden, berühmt. Der geschichtliche Werdegang von Nissyros ist eng mit Rhodos verbunden. Ihre heutige wirtschaftliche Blute verdankt Nissyros hauptsachlich den von dieser Insel abstammenden Griechen im Ausland (Konstantinopel, Alexandria, Odyssos, Smyrna und Amerika). Nissyros wurde im Jahre 1948 entgultig wieder mit Griechenland vereint.
Hauptstadt und Hafen der Insel ist Mandráki, im Nordwesten der Insel am Fuße eines Hugels erbaut. Die weißen Hauser stehen in einem reizenden Kontrast zu dem dunklen Vulkangestein des Bodens. Einige traditionelle Hauser haben die Farbenvielfalt des Gesteins in der Umgebung beibehalten. 1,5 km ostlich der Hauptstadt befindet sich Loutra, bekannt fur die Thermalquellen, die auch heute noch den Besuchern offen stehen.

Östlich von Loutra befindet sich das malerische Fischerdorf Palí. Südostlich von Mandraki im Landesinneren der Insel befindet sich das Dorf Emboríos. Es liegt in einer von Olivenhainen üppig gewachsenen Region. Feigenbaume, Weinstocke prägen ebenfalls das Landschaftsbild. Hier befinden sich auch die Thermalquellen und Schlote durch welche heiße Gase entweichen. Etwa 400m uber dem Meeresspiegel mit Blick auf das weite Meer befindet sich Nikia. Harmonisch verschmelzen hier die weißen Hauser, die bunten Fensterladen und die Ziegeldacher mit dem üppigen Grün der Umgebung.

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Mandráki (der Hauptort)

  • Palaokastro (Paliokastro) – auch als „Zyklopenmauer“ bezeichnet – mit den Ruinen der antiken Stadt befindet sich 4 km südwestlich von Mandraki. Teile der Festungsmauer aus dem 4ten Jh.v.Chr. sind erhalten geblieben und erinnern sehr stark an die von Mykene. Diese mehrere Meter dicken Mauern, die aus fuglos aufeinander geschichteten Quadern aus Basalt aufgebaut sind (die abgerundeten Kanten sollen der höheren Stabilität dienen), bilden eine der besterhaltenen Festungen aus der Zeit des 4. Jahrhunderts v. Chr.
  • Johanniterkastell Panagia Spiliani – Oberhalb von Mandráki liegt das im 14. Jahrhundert an Stelle antiker Vorgängerbauten erbaute Johanniterkastell Panagia Spiliani, in dessen Mitte das orthodoxe Kloster und eine frühchristliche Kirche mit einer wundertätigen Ikone der Muttergottes eingebaut ist. Vom Kastel sind vor allem die Wehrmauern erhalten. Diese Burg wurde im Jahre 1315 vom Johanniterorden errichtet. Die Aussicht von hier aus ist überwaltigend, so heißt es – und man kann es sich auch wunderbar vorstellen. Wir zogen jedoch vor, zu Wandern und anschließend gab es nur Zeit für ein Getränk am (angeblich, laut Dumont-Kunstreiseführer) „schönsten Platz des Dodekanes“ zu trinken.
  • Das Kloster der Muttergottes „Panhagia Spiliani“ – der Schutzheiligen der Insel. Dieser Ort muß schon in der Antike eine Verehrungsstätte gewesen sein, wie Säulen und korinthische Kapitelle es  bezeugen. Im Inneren einer Höhle befindet sich die frühhristliche Klosterkirche. Die Klosteranlage selbst steht auf dem Hügel innerhalb der Festungsmauern. Das Kloster wurde um 1400 n. Chr. erbaut. Die Kirche hat die Form einer Basilika mit einer recht interessanten Altarschranke aus dem 18ten Jh. In einer kleinen Bibliothek werden alte griechische Bücher und Manuskripte aufbewahrt. Zu den kostbaren Gegenstanden, die hier untergebracht sind, gehören Kirchengegenstände, Kreuze, Evangelien, tragbare Ikonen und die goldene Taube, ein Weihgeschenk (oder Buße) von Piraten.
    Weitere Kirchen auf der Insel – Kirche des Hagios Nikitas, der Panhagia Potamitissa, des Hagios Savvas, Hagios Nikolaos, des Kreuzes, des Panormitis, die Ruinen der Hagia Paraskevi und des Hagios Athanasios.
    Das Kloster Evangelistria sollte an dieser Stelle auch erwähnt werden, das in einer bezaubernden Landschaft der Caldera liegt und sich 5 km südöstlich befindet. Siehe auch unter der Rublik „Wandern“  in diesem Blog.
  • Wassermühle – In der „Taverna Balconi“ findet man die einzig erhaltene Wassermühle aus der Zeit von 1800 und das dazugehörige „Wasser-Mühlen-Café“, das von Nikos Yfantis und seinem Vater geführt wird. Die Mühle wurde während der türkischen Besatzung erbaut und war bis 1965 in Betrieb. Eine Besichtigung ist kostenlos.
  • Lohnenswert ist auch ein Besuch der antiken Nekropole mit Funden aus dem 7ten und 6ten Jh.v.Chr. und Gräber aus dem 5ten Jh.v.Chr.
  • Chochlaki – Zu erwähnen auch der Schwarze Strand des Ortes unterhalb der Burg und Klosteranlage: mit den schwarzen Kieselsteinen, die die Lava zuruckgelassen hat. Hier kann man einem besonderen Geräusch lauschen, das durch das Aufwirbeln der Kieseln durch die Wellen entsteht.

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  • Es liegt auf dem östlichen Kraterrand in etwa 250 m Höhe und ist seit dem letzten großen Erdbeben aus den 1930er Jahren so gut wie vollständig aufgegeben worden. Zur Zeit leben dort ca. 40 Personen und diese auch vorwiegend nur in den Sommermonaten. Doch belebt sich das ‚Geisterdorf‘ zunehmend, denn es lockt mit grandiosen Blicken zum Meer und in die Vulkan-Caldera, hübschen Kirchen und Gassen – sicherlich auch mit der Möglichkeit, hier Ferienwohnungen für Urlauber einzurichten. In den letzten Jahren wird es mit EU-Hilfe renoviert. Dort befindet sich auch das am 22. Juni 2008 eingeweihte Vulkanobservatorium mit Blick auf den Kraterkessel. An den Partisanen- und Widerstandskampf gegen die Deutschen erinnert ein eher kurioses Relikt: ein zerbrochener Spiegel, den eine Kugel bei dem Gefecht zwischen den Deutschen und den Partisanen, die am Ende niedermetzeld wurden, getroffen hat. Er hängt heute in der sesonal geöffneten Kneipe am Hauptpaltz des Dorfes. Seine sehr stimmungsvolle Lage – zum einen an dem sehr hübschen Platz mit Kirche, zum anderen mit einer großen Veranda mit Blick in die Caldera – machen sie zur „Attraktion“. Diesen Ausflug sollte man unbedingt (!!!) zu Fuß von Pali aus machen und den alten Eselsweg/Hohlweg benutzen. Auf diese Weise unterstützt man nicht nur den Straßenbau und wird mit herausragend schöner Strecke belohnt.
  • Natursauna“ – am Anfang des Dorfes (von Pali kommend rechts halten, kurz vor der Kehre in die obere Etage des Dorfes) befindet sich in einem kleinen ‚Häuschen‘ eine Natursauna: Aus den locker geschichteten Steinmauern, die eine kleine Kammer bilden, entsteigt vulkanischer Dampf und es riecht leicht nach Schwefel. Sie ist in ihrer alten Art interessant, wird aber nicht mehr zum Saunieren benutzt. Vielleicht wird sie auch von der EU wieder saniert…
  • Kirche der Entschlafung Marias „Koimisis Theotokou“ im Zentrum des Dorfes und die Kirche des Erzengels Michael innerhalb der Burg mit bemerkenswerten Wandmalereien.
  • Ruinen einer venezianischen Burg auf dem hochsten Punkt der Siedlung, die von anderen Quellen als eine weitere Burg der Johanniter genannt wird.

Palí

  • Etwa zwei Kilometer östlich von Mandráki entfernt befindet sich das Fischerdorf Palí mit etwa 100 Einwohnern. Hier ist unsere „Basis“ und der kleine Fischerhafen eine echte Entdeckung, wo wir mit unserer Yacht immer anlegen.

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  • Die Kirche der Panhagia Thermianis wurde auf den Überresten römischer Bäder errichtet und befindet sich hinter den unvolländeten Bädern Pantelidi etwas außerhalb des Dorfes in Richtung Osten. Der Eingang ist durch eine Palme ‚gekennzeichnet‘. Die Christianisierung des Ortes geschah im Wesentlichen durch die Anbringung von Kreuzen, Bau einer kleinen Kapelle und Weihe. Eigenartig schön ist die Stimmung dieses Ortes, das so deutlich Spuren beider Kulturen – der Christen und des antiken Menschen -, wenn man es so verkürzt sagen darf, trägt.

Nikia

  • Das Dorf Nikia, welches in etwa 400 m Höhe liegt, ist ebenfalls auf dem Kraterrand gebaut. Dort befindet sich auch das neue Vulkanmuseum mit anschaulichem Material zum Vulkanismus (nicht nur) der Insel.
  • Die Kirchen der Muttergottes „Panhagia“ und des “ Hagios Theologos“ mit dem kunstvollen Glockenturm etwas außerhalb des Dorfes mit Blick auf den Vulkan und die Kirche des Hagios Panteleimon in Avlaki.
  • Ein weiteres Kloster in der Region ist Panhagia Kira, 7,5 km südöstlich in einer sehr schonen Landschaft gelegen. Am Namenstag der Muttergottes werden hier die Besucher in den ehem. Klosterzellen beherbergt.

 

Vulkan & Vegetation

Relativ spät in der Geschichte der Insel kam es zu zwei gewaltigen plinianischen Eruptionen von Bims, in deren Folge die zentrale Caldera einbrach, die jetzt das Zentrum von Nissyros dominiert. Ablagerungen der Aschen und Bimse von Nissyros finden sich auch auf der Insel Tilos im Süden von Nissyros.
Die jüngste „echte“ vulkanische Aktivität war das Aufdringen der sehr zähflüssigen Dacit-Dome in der westlichen Hälfte der Caldera, die jetzt die höchsten Erhebungen der Insel bilden. Das genaue Alter dieser Dome ist unbekannt, liegt aber vermutlich im Bereich einiger Tausend Jahre.
Die momentane vulkanische Aktivität beschränkt sich auf heiße schwefelreiche Dämpfe in einem Schlammkrater am Südende der Caldera.
Der Schlammkrater Polyvotis selbst geht auf eine historisch überlieferte Dampfexplosion im Spätmittelalter zurück. Neben Santorin ist Nissyros damit die einzige weitere in der Neuzeit noch aktive Vulkaninsel Griechenlands. Letzte hydrothermale Ausbrüche gab es 1887. Die Insel gehört zu den aktiven Vulkanen des Kykladenbogen. Nisyros wird seit 1980 intensiv erforscht und seit 2000 geophysikalisch überwacht, weil man auch in Zukunft Vulkanausbrüche erwartet.

Im 19. und 20. Jahrhundert wurde Schwefel im Bereich der Schlammkrater im Südwesten der Caldera abgebaut und über einen kleinen Hafen (bei Agia Irini) an der Südküste verschifft; im 20. Jahrhundert wurde der Bims im Norden der Insel abgebaut und über eine Ladestation nahe Palí als Baumaterial verschifft. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts gab es Bemühungen, eine Geothermal-Bohrung zur Energie-Gewinnung zu nutzen, was sich jedoch nicht als praktikabel erwies. In Zukunft möchte man die geothermale Energie bei Agia Irini mit moderneren Mitteln nutzen.

Am 21. Juni 2008 wurde im Dorf Nikia das neue vulkanologische Museum eröffnet, das man jedem empfehlen kann, der sich über die Geologie der Insel Nisyros informieren will.

Die Struktur des Vulkangesteins (amorphes Glas und kristalline Minerale) hängt sowohl von der Zusammensetzung des Magmas als auch von der Geschwindigkeit, mit der das geschmolzene Gestein abkühlt, ab. Daher hängt der Anteil von vulkanischem Glas – als Beispiel für ein amorphes Material, dass durch das plötzliche Abkühlen des geschmolzen Gesteines entsteht – in erster Linie von der Geschwindigkeit ab, mit der das Magma abkühlt; es kommt in Rhyolit in grösserer Menge vor als in Basalt. Bei den kristallinen Mineralen verhält es sich genau umgekehrt. Sie sind in Basalt in grösserer Menge vorhanden als in Rhyolit.

Im Gestein von Nisyros findet man folgende kristalline Minerale:
Feldspat: Mineral aus Silizium, Aluminium, Kalzium, Natrium, und Kalium, in der Form weisser, durchsichtiger Kristalle.
Pyroxenit: Mineral aus Silizium, Kalzium, Eisen und Magnesium, in der Form dunkelgrüner bis schwarzer Kristalle.
Stilbit: Mineral aus Silizium, Magnesium, Kalzium, Eisen, Natrium, uns Titan, in der Form grüner bis grauer Kristalle.
Olivin: Mineral aus Magnesium, Eisen und Silizium, in der Form honigfarbener bis olivgrüner Kristalle.

Nisyros besteht nicht nur aus dem berühmten Stephanos-Krater in der Mitte der Insel. Nissyros in seiner Gesamtheit ist ein einziges, gewaltiges vulkanisches Zentrum. Es gibt keinen einzigen Stein auf der Insel, der nicht vulkanischen Ursprungs wäre, keine einzige Gesteinsschicht – die Insel besteht aus hunderten derartigen Schichten -, die nicht durch Ablagerungen nach einem Vulkanausbruch entstanden wäre.

Nisyros ist der einzige aktive Vulkan der Ägäis, der eine so breitgefächerte Vegetation aufweist, sowohl an niedrigen als auch an hohen Planzen, eine Vegetation, die den Lebensraum für eine Vielzahl an Tieren darstellt, von Eidechsen bis hin zu Raubvögeln.

 

Tourismus

Ob das ‚Hinkarren‘ der Touristen eine gute und ungefähliche Idee ist, bleibt dahingestellt
Die Bodendecke im Krater ist an einigen (vielen) Stellen nur wenige centimeter dünn, trotzdem sollen – so hört man – besonderst unterbemittelte (wahrscheinlich also recht viele insgesamt) Touristen darauf wippen oder sogar springen, um so die Bodendecke in Schwingungen zu versetzen.
Ich habe mich nicht besonders weit an den östlichen Gebiet des Kraters vorzuwagen, denn dort brodelte es sowieso schon, ergo: der Boden hätte nicht getragen.

Die Wanderer und Urlauber Beate und Jürgen Franke mit ihrer Homepage unter www.bjfranke.privat.t-online.de/nisyros/n1-d.htm (s. dort weiter unten auf der Seite) berichten tatsächlich vom Einbruch der Wanderin und Verbrennungen zweiten Grades am Bein genau in dieser Gegend, die mir so suspekt vorkam. Das war 2004, aber ich kann mir kaum vorstellen, daß der Krater jetzt ’sicher gemacht‘ wurde. Der von ihnen verfaßte Bericht über diesen Unfall wurde auch in einer der Lokalzeitungen gedruckt:  http://www.bjfranke.privat.t-online.de/nisyros/hidanger.htm. Ich vermute, er ist ohne wesentliches Echo geblieben, denn der Vulkankraterausflug ist wirtschaftlich wichtig für die Insel, oder genauer: für einige wenige Unternehmer, die wahrscheinlich nicht in die Inselgemenschaft investieren, weil sie selbst in Athen oder wo auch immer wohnen.

Für die Wirtschaft der Insel ist dieser Tourismus mittlerweile lebensnotwendig, denn die Meer haben die Fischer bzw. die Fischerei beinahe leer gefischt. Schließlich fischten sie seit dem 19. Jh. bis in die 1980er Jahre (wenn auch nicht mehr legal) sehr ‚wirkungsvoll‘ mit Dynamit. Die vor Jahrhunderten (wahrscheinlich noch früher) angelegten Terrassen zur landwirtschaftlichen Bewirtschaftung der Krater- und Berghänge sind alle aufgegeben worden. Man importiert fast alles, wenn es über den eigenen Kleinstbedarf an Nahrungsmittel hinausgeht. In einer auf Mühelosigkeit arientierten Gesellschaft ist die Bewirtschaftung so kleiner Flächen auf Berghängen zu anstrengend und eben nicht „ertragreich“, dann „rentiert“ es sich gewissermaßen doppelt nicht zu arbeiten. Die hohen Preise sind nur eine Folge davon.

Für die Ökologie ist diese ‚Tourisierung‘ mit Sicherheit nicht, denn der Tourismus ist – wie fast überall in Gr. – ungebremst. Auf Nissyros kommt er auch als Tages- bzw. Stundentourismus daher. Auch hier gibt es Vor- und Nachteile wie z.B. den ungehemmten Ausbau von Straßen und Mietauto- und Mopeds-Unternehmen, denn der Tourist an sich möchte so wenig wie möglich zu Fuß gehen. Immerhin haben sie nicht so viel Zeit, um Schlimmeres anzurichten. Und die guten Seiten gibt es natürlich auch – erstens: der Vulkan vielleicht doch nicht kommerziell ‚abgebaut‘ (für Bimstein und als Energiequelle wie ehem. geplant) und zweitens: die Bergdörfer Euboria und Nikia werden wieder attraktiver, dort wird nach und nach das aufgebaut, was zuvor als Ruine dastand.

Wie man die Insel als Tagestourist empfindet, möchte ich im Zitat einer (hier namentlich unerwähnten) Touristin vorstellen, die vielleicht nicht ganz so typisch ist, denn sie macht sich Gedanken:

Aber zunächst einmal werden die ankommenden Touristen auf verschiedene Busse aufgeteilt. Denn es geht schließlich zum Wahrzeichen der Insel – dem Vulkan von Nisyros. Die Fahrt dauert circa 20 Minuten und führt durch das bergige Umland. Und von oben sieht die Kraterlandschaft wirklich beeindruckend aus. Einziges Problem: Es wird keine kurze Photopause eingelegt. Wer also ein Andenken an diesen Anblick mit nach Hause nehmen will, muss sich wohl oder übel einen gut bebilderten Reiseführer zulegen. Unten angelangt, folgt ein kurzer Vortrag der Reiseleiterin. Anschließend hat man dann ungefähr eine halbe Stunde Zeit, um den Stefanos Krater nach Herzenslust zu erkunden. Jetzt kommt spätestens die erste Ernüchterung: Geologen und andere hausgemachte Wissenschaftler kriegen mit Sicherheit kalte Schweißausbrüche beim Anblick von diesem Naturphänomen und auch während der Busfahrt durch die Berglandschaft konnte der Leihe von oben schon einige atemberaubende Blicke auf die Vulkanlandschaft erhaschen. Nun steht man aber in sengender Mittagshitze auf einem Plateau, und schaut in ein gelblich eingefärbtes Kraterloch. Übelriechende Schwefelschwaden umspielen sanft die Nase des gequälten Urlaubers. Kann er der Verlockung widerstehen, oder wird er sich hinab in den Krater wagen? Die Entscheidung ist schwer, denn auf dem Kraterboden warten zahlreiche Gefahren. Nur nicht die Blicke von den Füßen abwenden, sonst tritt man noch in ein heißsiedendes Kraterloch oder wird von einer giftigen Spinne angesprungen. Dann ist die halbe Stunde auch vorbei und man bewegt sich Richtung Reisebus um in die idyllische Hafenhauptstadt Mandraki zurückzukehren. […]

Eine Nissyros-Internetseite berichtet euphorisch – vielleicht tatsächlich davon überzeugt oder aber in der Relation zu anderen gr. Inseln betrachtet -, doch sie richtet sich vor allem an potenielle reale Touristen:

Die Ausbreitung des Tourismus hat diese Insel erst spät erreicht, und er entwickelt sich noch immer langsam. Dies ermöglicht es, das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur zu erhalten und bietet dabei die Möglichkeit – die zugleich eine Herausforderung darstellt – dass diese Koexistenz auch in der Zukunft ungestört anhält. [www.dodekanes.eu/nisyros_entstehung.html]

Dieses „idyllische Hafenhauptstadt“ ist wirklich sehr schön! Allerdings waren wir dort ganz mit den Einheimischen allein, denn wir reisten antizyklisch. Wie es ist, wenn die vollen Schiffe ihre Ladung an Menschen absetzten, möchte ich mir nicht vorstellen…

Schöne Fotos und einige Berichte sind hier zu finden:
~~> http://www.nisyros.net/personal_stories/

Weblinks zu Nissyros

http://www.nisyros.net

http://www.dodekanes.eu/nisyros_entstehung.html

http://www.nisyros.gr/index_en.html

http://www.urlaub-im-web.de/insel-nisyros.html

http://www.nisyros.de/

Wandern und andere Infos:

http://www.bjfranke.privat.t-online.de/nisyros/n1-d.htm

 

Quellen

Texte in Auszügen – ohne und mit Kennzeichnung – sind folgenden Quellen entnommen:

http://www.nisyros.co.uk/nisyros-insel.html

George E. Vougiouskalakis, deutsche Übersetzung: Tobias Schorr, aus „Blaue Vulkane“, Herausgegeben vom Regionalen Rat der Insel Nisyros.

Wikipedia: Nisyros

www.dodekanes.eu/nisyros_entstehung.html

http://www.urlaub-im-web.de/insel-nisyros.html [eine Art persönlichen Bericht]